WORKS Oberitalien. eine Reise mit dem Zug [FOTOGRAFIE]
21 Tage, 2.533 Kilometer, 12 Orte und alles mit dem Zug: Berlin – Vicenza – Venedig – Padua – Bologna – La Spezia – Vernazza – Genua – Turin – Mailand – Bergamo – Toscolano – Verona - Berlin
Brenner, Brennero (italienisch)
1057 Meter über dem Meeresspiegel
der Zug hat 14 Minuten Aufenthalt
drei Grad über Null, Schneeregen, jetzt Mitte September
auf dem Weg nach Venedig
mit dem Zug, von Berlin kommend
Notte Bianca di Vicenza
die ganze Stadt ist auf den Beinen
auf den Plätzen der AltStadt: live Musik, Sport und kulinarische Köstlichkeiten
über allem elegant und majestätisch: der Torre Bissara auf der Piazza dei Signori
abends um elf bummeln die Menschen immer noch bei lauen SommerabendTemperaturen durch die engen Gassen der norditalienischen Stadt
Canal Grande
geschäftiges Treiben am frühen Abend auf Venedigs Hauptwasserstrasse
die Sonne zeigt ein dramatisches Gesicht
schwerelose Gondeln hüpfen über die Wellen zwischen schnaubenden Vaporetti und blitzschnellen Wasssertaxen
von hinten grüßt Santa Maria della Salute
nichts und niemand kann dies aus der Ruhe bringen
Venedig ist einfach grandios!
„Repeat after me“
die ukrainische Künstlergruppe „Open Group“ fordert die Besucher*innen dazu auf, Geräusche des Krieges selbst zu imitieren: Panzer, Luftalarm, Hubschrauber, Drohnen, … zu sehen im Polnischen Pavillon
sonst noch interessant: Schweiz, Österreich, Frankreich, Dänemark, USA, Deutschland
die 60. Bienale in Venedig ist noch zu sehen bis 24. November
den Goldenen Löwen erhält der australische Künstler Archie Moore für seine Arbeit „kith and kin“, bei der er sich mit der Kultur der indigenen Völker seiner Heimat auseinandersetzt
der Blick von der Promenade in Giudecca auf Dorsoduro ist, gerade zum Sonnenuntergang, überwältigend
direkt vor den Füßen der aufgewühlte Kanal
die Ebbe drückt das Wasser höher und höher die Kaimauer hoch
die „Aqua Alta“ Saison hat eben bekommen, die Kommune die Vorbereitungen darauf längst abgeschlossen
heute Abend werden die Stege wohl nicht mehr benötigt
doch beim Aperitivo vor der Bar Al Bateo hebt man immer wieder die Füße, wenn eine Welle zu weit übers Ufer schwappt
zweihundertachtzig Teile
acht verschiedene Holzarten
sechs Monate Handarbeit
40.000 EUR kostet durchschnittlich eine Gondel in Venedig
da die etwa 400 Kilo schweren Boote auf der linken Seite gesteuert werden, müssen diese auf das Gewicht und die Größe der/des jeweiligen Gondoliere massangefertigt werden
um in der Lagunenstadt eine Gondel steuern zu dürfen, bedarf es einer Lizenz
aktuell hat die Stadtverwaltung einen Wettbewerb zur Vergabe ausgerufen – die Voraussetzungen: Volljährigkeit, abgeschlossene Schulpflicht, ein Rudereignungstest sowie ein theoretischer und praktischer Unterricht
mit etwas Glück, erhält man eine Lizenz, die finanziell sehr lukrativ ist: abhängig von vielen Faktoren verdienen Gondoliere etwa 150.000 EUR im Jahr …
braucht man einen Regenschirm in Bologna?
der Wetterbericht sagt zwei Tage Niederschläge voraus
seit dem 11. Jahrhundert entstanden in der Universitätsstadt neben den Straßen Arkaden mit einer GesamtLänge von fast 40 Kilometer - weltweit einzigartig
dieser öffentlich und zugleich auch privat anmutende Raum in der Stadt ist Ort zum bummeln, Café trinken, essen, und und und …
im Sommer spenden die überdachten Gänge erholsamen Schatten
seit einigen Jahren sind die Arkaden in Bologna UNESCO Weltkulturerbe
und an Regentagen kann man trocken und ohne Regenschirm die Stadt erkunden – aber Vorsicht: der TerrakottaBoden kann manchmal sehr rutschig sein …
Geschlechterturm: im Mittelalter erbauten vermögende Familien Turmbauwerke in oberitalienischen Städten, um ihren ihren Einfluss und ihren Reichtum zu demonstrieren
in Bologna sind heute von ehemals 180 Geschlechtertürmen nur noch zwanzig erhalten
die Bekanntesten: „Le Due Torri“
_Torre della Garisenda, 1109 gebaut, 48 Meter hoch
_Torre degli Asinelli, fertiggestellt 1119, Höhe 97 Meter, Besonderheit: um mehr als zwei Meter nach Westen geneigt
wer 5 Euro und sehr gute Kondition für 498 Stufen besitzt, kann den Torre degli Asineli besteigen und wird oben mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt
steht man auf der Piazza Guiseppe Garibaldi in Parma entdeckt man schnell die prächtige Fassade von San Pietro Apostolo
der Innenraum dagegen ist eher schlicht gehalten
es gibt Gotteshäuser in der oberitalienischen Stadt, die weitaus prunkvoller sind:
im Dom Santa Maria Assunta zeigt das Fresko von Correggio in der Kuppel die Aufnahme Marias in den Himmel
das Benediktinerkloster San Giovanni Evangelista ist ausgestattet mit Statuen der Apostel von Falcone
in der Basilica di Santa Maria della Steccata ist das Grab von Napoleons zweiter Ehefrau
und in der Kirche Santa Maria del Quartiere hat Barnabei in der Kuppel die Dreifaltigkeit mit Engeln dargestellt
in San Pietro Apostolo sitzt ein Mann vormittags um elf alleine in der vorletzten Stuhlreihe und nutzt die Ruhe und vielleicht auch die wohltuende Kühle, um auf seinem Handy zu zocken
keinen Blick hat er für die Sonne, die gerade das Kruzifix am Seitenaltar für einen kurzen Moment in göttliches Licht taucht …
der erste Gedanke: das muss eine Sporthalle sein, Basketball, Eishockey oder Radsport vielleicht
erst beim Näherkommen über die Piazza Europa entdeckt man das schmale Kreuz an der hellen Fassade
fast 20 Jahre dauerte die Fertigstellung der Kirche nach den Plänen von Adalberto Libera
im Innern der Kirche finden unter der 50 Meter weiten Sichtbetondecke, die auf zwölf schmalen Stützen ruht, zweieinhalb tausend Menschen Platz
mit Reißnägeln befestigt hängt gleich am Eingang der Gottesdienstplan: jeden Sonntag findet in der Cattedrale di Cristo Re in La Spezia um halb elf der Festgottesdienst statt – fraglich, ob die Kirche dann bis auf den letzten Platz gefüllt ist?
Sardellen, Sardinen, Seebarsch, Schwertfisch …
Krabben, Muscheln, Scampi, Tintenfisch …
die Gewässer vor der ligurischen Küste sind reich an genießbaren Fischen und Meerestieren
kurz nach Sonnenuntergang kommen die Kutter zurück in den Hafen
der Bug weit hochgezogen, die wenigen Fensteröffnungen klein, die Schiffswände verstärkt – die Form und das Aussehen lassen erahnen, dass diese Boote auch hoher See trotzen müssen
der Hafen von La Spezia ist einer der größten und wichtigsten in Italien, sowohl für Passagiere wie auch für Güter
nachdem der Großteil des heutigen Fanges auf LKWs verladen ist, stehen die Menschen schon Schlange
ohne groß abzuwiegen, wird der Beifang aus flachen Kisten in Plastiktüten, Einkaufstaschen oder Tupperboxen geschüttet
einiges davon wandert sicherlich gleich frisch zubereitet auf die Teller der örtlichen Fischrestaurants
einmal nach rechts oder links abgebogen und schon steht man mittendrin in einem Gewirr enger dunkler Gassen
die Altstadt von Genua, Centro Storico di Genova, ist flächenmässig das größte aus dem Mittelalter stammende Stadtzentrum Europas
am besten ist es, man lässt sich in diesem HöuserLabyrinth einfach treiben, eine Orientierung ist, auch mit mobiler Unterstützung beinahe unmöglich
so kann man exotische Läden, Geschäfte mit Spezialitäten oder Werkstätten von ausgestorben geglaubten Handwerk entdecken
… und plötzlich und unerwartet steht man auf einem kleinen Platz, auf dem – umgeben von abbröckelnden Fassaden – coole Bars und Restaurants abends zum Essen oder auf ein Bier einladen, wie etwa auf der Piazza Lavagnas
keine Stunde dauert die Zugfahrt von Genua immer der Rivera entlang bis Monterosso al Mare
am Ziel strömen die Neuankömmlinge zur Strandpromenade, an der kaum mehr Platz ist für ein erstes Selfies mit der tosenden Brandung
die Wanderung nach Vernazza dauert etwa zwei Stunden und ist wahrlich kein Spaziergang - weniger Trainierte und TrittUnsichere kehren schnell um, egal der 7 EUR 50, die für diese Strecke an den Nationalpark zu entrichten sind
der Weg führt auf und ab, immer an der Steilküste entlang und nach kurzer Zeit wandert man dann auch meist alleine
je näher das Ziel in Sicht, umso höher die Zahl der Entgegenkommenden auf dem engen Pfad
hat man die dunklen Gassen und schmalen Treppen hinter sich gelassen, dringt einem auf dem kleinen Platz im Hafen lautes Stimmengewirr entgegen: Touristen*innen aus allen Teilen der Welt erkunden „Cinque Terre“
schnell ist unser Plan geändert und anstatt die Fähre weiter Richtung Manarola zu nehmen, schlängeln wir uns mühsam zum Bahnhof
in weniger Minuten soll der Regionalzug nach Genova Brignole abfahren …
Genua von oben
kostet zwei Euro
Abfahrt: Station Zecca, Galeria Guiseppe Garibaldi
die Auffahrt mit der Standseilbahn führt steil zwischen Häusern hinauf
12 Minuten und einige Haltestellen später ist man am Ziel: Righi
die Aussicht und der Panoramablick sind gerade vor Sonnenuntergang wirklich überwältigend …
morgens um elf ist der Tag noch frisch
zumindest für die Gastronomie
die Tische frisch eingedeckt: weiße Tischdecken, gestärkte Servietten, Teller, Gläser, Besteck akkurat ausgerichtet
täglich um zwölf öffnet das Ristorante Da Maura in der Turiner Altstadt dann die Tür
außer Montags
die Speisekarte wird jeden Tag mit Schreibmaschine und einem verrutschten „L“ neu geschrieben und im Glaskasten an der Via Maria Vittoria ausgehängt:
Tris di Assaggi Piemontese, Carpaccio Spada o Crudo di Parma, Spaghetti al Astice, Tagliolini al Ragu Bianco, natürlich Saltimbocca alla Romana und Cotoletta alla Valdostana oder Filetto di Branzino au Ferri, Trota al Burro o ai Ferri
dazu verschiedenste Beilagen und Käse, Obst und Dolci
tritt man ein, fühlt man sich zurückversetzt in eine andere,längst vergessen geglaubte Welt …
Eklektizismus bezeichnet das Zitieren von Architekturstil-Elementen mehrerer vergangener Epochen an einem Bauwerk
die „Mole (italienisch: sehr hohes Bauwerk) Antonelliana“ ist sicherlich eines der bekanntesten Vertreter hierfür
schon aus der Ferne erkennt man den Turm mit der hoch aufragenden Kuppel
sieht aus wie ein Helm mit einer spitzen Nadel oben drauf
das Wahrzeichen Turins wurde 1889 fertiggestellt und ist mit 167 Metern elf Meter höher als der Kölner Dom
ursprünglich geplant als Synagoge, wurde es schnell zu einem Museumsgebäude
heute beherbergt es das Museo Nazionale del Cinema
lohnenswert ist auf alle Fälle ein Besuch der PanoramaTerrasse mit herrlichem Blick auf die piemontesische Autostadt
das Oval erstreckt sich über ein Kilometer
die Geraden sind jeweils 400, die beiden Steilkurven jeweils 100 Meter lang
erlaubte Höchstgeschwindigkeit beträgt maximal 90 Kilometer pro Stunde
das Spektakuläre daran: die Teststrecke befindet sich auf dem Dach des 1930 fertiggestellten Fiatwerkes in Lingotto
über zwei spiralförmige Rampen an den Gebäudeenden gelangten die neuen Autos aufs Dach für die erste Testfahrt vor der Auslieferung
die Autoproduktion ist schon seit einigen Jahren Geschichte, „La Pista 500“ ist mittlerweile Kunstareal und Park zugleich
tagtäglich drehen die Menschen spazierend oder joggend ihre Runden, genießen Aussicht, Kunst und Natur oder spielen Tischtennis
auf der Teststrecke erlaubt sind heute lediglich noch Fahrräder und Roller, konventionell oder Elektro
und, die Antwort lautet: NEIN - kein Auto ist jemals von der Teststrecke auf dem Fabrikdach abgekommen …
natürlich führt der erste Weg auf die Piazza del Duomo …
was passiert mit „San Siro“?
diese Frage beschäftigt wohl niemand mehr als die Mailänder Fußballwelt, egal ob AC oder Inter
viele legendäre Spiele haben in den letzten 98 Jahre im „Guiseppe Meazza Stadion“, wie die Sportarena offiziell heißt, stattgefunden
neben den Derbys der beiden Stadtrivalen, gewann Schalke hier den UEFA-Cup, die Bayern die Champions League
mittlerweile entspricht das Stadion nicht mehr den Standards des internationalen Fußballs
der geplante Abriss und Neubau wurden aus Gründen des Denkmalschutzes abgewiesen, die Zukunft des „San Siro“ bleibt weiter ungewiss
stattfinden soll jedoch auf alle Fälle die Eröffnungsfeier der olympischen Winterspiele 2026
versammelt ist hier das Who is Who der Modewelt: Gucci, Dior, Prada, Armani, Luis Vuitton
daneben findet man auch Geschäfte für Kunst, Bücher und luxuriöse Accessoires sowie exklusive Gastronomie wie das Restaurant Savini oder die Bar Camparino
die „Galleria Vittorio Emanuele II“ ist eine der ältesten und bestimmt eine der bekanntesten Einkaufspassagen der Welt
außergewöhnlich ist sicherlich die knapp fünfzig Meter hohe Glaskuppel in der Mitte mit einem Durchmesser von fast 40 Metern
am besten, man besucht die Galerie frühmorgens, wenn die Shops noch geschlossen sind: dann lässt sich die Pracht und Eleganz am besten bestaunen …
sich erstmal einen Überblick verschaffen
368 Stufen führen hinauf auf die Aussichtsplattform
mit seinen 84 Metern ist der Torre dei Lamberti als eines der höchsten Gebäude der Stadt ideal dafür geeignet:
markant und leicht zu finden ist die Arena di Verona im Süden und rechts davon das Castelvecchio
im Norden die Ponte Pietra, darüber auf den Hügel das Castel San Pietro
und gleich unter dem Turm die Dächer der Altstadt, die Piazza delle Erbe mit der Fontana di Madonna und dem Markt mit vielen Souvenirartikeln der mittelalterlichen Stadt an der Etsch
Auf- und Abstieg kosten 6 Euro, für weniger Geübte gibt es auch einen Lift
leichte Wellen klatschen unregelmäßig ans Ufer
Regen im Hafen von Bardolino
um zehn legt die Fähre Richtung Toscolano ab
auf der ruhigen Fahrt bis Garda laufen Regentropfen an den Scheiben herunter
auch hier steigen kaum Leute zu – niemand will an so einem nasskalten Tag über den See: die Passagiere lassen sich an einer Hand abzählen
bei der Überquerung des Sees Richtung Westen kräftige Windböen
dunkle Wolken hängen tief in den umliegenden Bergen, der Regen prasselt ungemütlich von Norden heran
die Wellen nehmen zu: das schwere Fährschiff legt sich immer wieder bedrohlich zur Seite, mal back-, mal steuerbords
ein Koffer rollt quer durch den oberen Saal an leeren Tischen und Stühlen vorbei - und wieder halb zurück
es bilden sich weiße Schaumkämme über aufgewühlten Wellen: mäßiger bis frischer Wind, nach der BeaufortSkala Windstärke vier bis fünf
der Bootsrumpf schlägt hart und mit dumpfem Donnern aufs Wasser
kurzer Halt in Portese, dann weiter nach Salo
es regnet und regnet und regnet
bei der Weiterfahrt über Gardone peitscht der Nordwind die Wellen oft hoch über den Bug
kurz nach halb zwölf legt die Fähre bei Nieselregen in Toscolano an
später, kurz vor sechs liegt der Gardasee ruhig da, kleine Wellen, hohe Wolken, im Süden bei Sirmione spiegeln sich ein paar Sonnenstrahlen auf dem Wasser
Le Frecce, Intercity, Espresso, Regionale Veloce oder Regionale?
welchen Zug soll ich nehmen?
der Ticketkauf am Fahrkartenautomat ist wirklich einfach und übersichtlich
hat man das gewünschte Ziel eingegeben, erscheinen die nächstmöglichen Verbindungen mit den entsprechenden Fahrpreisen
am schnellsten ist natürlich der „Frecciarossa“ unterwegs, doch ein „Regionale Veloce“ benötigt oft kaum mehr Zeit und man kann viel Geld sparen
drei Wochen Urlaub mit der Bahn durch Oberitalien waren für uns sehr entspannt: der Ticketkauf - oft erst zehn Minuten vor Abfahrt - unkompliziert, in den Waggons meist reichlich Platz, herrliche Ausblicke und die Züge in der Regel pünktlich
ausser, ja ausser es herrscht BahnStreik – aber dann gibt es immer noch einen Bus, der uns von Bergamo zurück nach Mailand brachte …
Kunde: freies Projekt Leistung: Konzeption, Fotografie, Text Medium: website