namentlich Gedenken. Am Michelsberg gedenkt die Landeshauptstadt Wiesbaden ihrer 1.549 jüdischen Mitbürger*innen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden [GEDENKSTÄTTE]
Vormittag am Michelsberg. Die angrenzenden Restaurants bereiten sich auf den Tag vor: Tische und Stühle werden sauber gemacht und zurecht gerückt, ein LKW-Fahrer liefert volle GetränkeKisten, ein Mitarbeiter schiebt Mülltonnen an den Straßenrand. Einie wenige Menschen sitzen vor den Geschäften im Schatten, trinken Tee, Kaffee oder schon Bier, rauchen: die Meisten laufen vorüber, auf dem Weg zum Einkauf, zur Arbeit, ins Büro, in die Uni …
Wo heute im Rhythmus der Ampelphasen Autos vorbei rollen, stand vor einhundert Jahren noch die größte Synagoge der Stadt. In der ReichsPogromnacht 1938 wurde das jüdische Bethaus in Brand gesetzt und bis auf die Grundmauern zerstört. Im Zuge des Ausbaus der Coulinstraße in den 1950er Jahren erfolgte die Abtragung des Fundaments und der Bau einer Autobrücke. Nach Abriss derselben beschloss die Landeshauptstadt Wiesbaden im Jahr 2006, eine Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden am Ort der ehemaligen Synagoge zu errichten.
Die sieben Meter hohen, durch die Coulinstraße getrennten Wandelemente markieren den Umriss des Podestes, auf dem die Synagoge einst errichtet war. Diese visualisieren die Leerstelle, die durch die Zerstörung des Gebäudes und des jüdischen Lebens in der Stadt entstanden ist. Der Grundriss des Bethauses ist in den Bodenplatten sowie auf der Fahrbahn sichtbar markiert. Zentrales Element der Gedenkstätte ist ein auf Augenhöhe angebrachtes, umlaufendes Namenband, auf dem alle 1.549 bis heute bekannten jüdischen Mitbürger*innen genannt sind, die zwischen 1938 und 1945 von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Jedes Opfer erhielt einen eigenen Namenstein mit Vorname, Familienname, Geburtsname bei verheirateten Frauen, sowie Geburtsjahr, Sterbejahr und Sterbeort. Die Gedenkstätte am Michelsberg, wie sie umgangssprachlich genannt wird, wurde im Januar 2011 eingeweiht; im Jahr 2023 wurden 42 Namensteine neu hinzugefügt und/oder Angaben korrigiert.
Kunde: Büro planung•freiraum Barbara Willecke, Landeshauptstadt Wiesbaden Leistung: Gestaltung und ProduktionsÜberwachnung des Namenbandes, Gestaltung und Konzeption Informationstafel, Gestaltung Informationsbroschüre Medium: Gedenkstätte, Informationstafel, Broschüre